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Immer Stress mit den Hausaufgaben

15. Mai 2019

Wenn es um die Erledigung der Hausaufgaben geht, fliegen zwischen Eltern und Kindern oft die Fetzen. Der Streit verläuft in vielen Familien nach dem gleichen Muster. Nehmen wir zur Anschauung den 12-jährigen Finn: Erst dauert es eine Ewigkeit, bis er überhaupt am Schreibtisch sitzt. Dann kann er sich nicht konzentrieren, flucht und schmiert lustlos seine Lösungen in die Hefte. Die Texte sind kaum lesbar, die Matheaufgaben strotzen vor Flüchtigkeitsfehlern.

Seine Eltern bringt das zur Weißglut. Sie sind vom täglichen Hausaufgaben-Drama genervt. Irgendwann reißt der Geduldsfaden und es wird laut. „Konzentrier dich besser – das kann doch nicht so schwer sein!“, „Reiß dich mal fünf Minuten zusammen!“, „Nimm dir ein Beispiel an deinem Bruder – der ist schon fertig mit seinen Hausaufgaben. Du sitzt hier zwei Stunden und kriegst trotzdem nichts anständig erledigt“ – jeden Tag die gleichen Standardsätze, die an Finn jedoch abprallen. Was nun?

Manchmal helfen schon kleine Veränderungen, um den Teufelskreis aus Hausaufgaben-Unlust und Streit zu durchbrechen. Dabei kann zum Beispiel ein „Hausaufgaben-Vertrag“ zwischen Eltern und Kindern nützlich sein.

Der „Hausaufgaben-Vertrag“: Ein Geben und Nehmen
Setzen Sie sich in aller Ruhe mit Ihrem Kind zusammen, schnappen Sie sich einen Bogen Tonpapier und setzen Sie gemeinsam einen „Hausaufgaben-Vertrag“ auf, den beide Seiten – Eltern und Kinder – feierlich unterschreiben. Der Vertrag berücksichtigt Ihre Wünsche, aber auch die Wünsche Ihres Kindes. Er regelt den täglichen Aufwand für die Hausaufgaben, die Rahmenbedingungen sowie die Belohnungen und wird anschließend an einer Wand aufgehängt. Folgende Punkte sollte der „Hausaufgaben-Vertrag“ enthalten:

1. Wann werden die Hausaufgaben gemacht?
Legen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind die beste Uhrzeit fest – am besten nicht direkt nach der letzten Schulstunde und nicht direkt nach einem reichhaltigen Essen (dann schaltet die innere Uhr nämlich auf „müde“).

2. Wie lange sollen die Hausaufgaben dauern?
Nicht zwangsweise so lange, bis sie vollumfänglich erledigt sind! Gerade, wenn der Berg an Hausaufgaben aus Kindersicht unüberschaubar groß ist, fällt es dem Nachwuchs schwer, überhaupt zu starten. Darum lautet die Devise: so lange, wie sich ein Kind im jeweiligen Alter konzentrieren kann. Das Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen gibt für die Hausaufgabenbearbeitung Richtwerte an, die je nach Alter zwischen 30 und 75 Minuten liegen. Für den 12-jährigen Finn wären demnach 60 Minuten Hausaufgaben pro Tag angemessen. Fixieren Sie den Umfang im „Vertrag“. So kann sich Ihr Kind darauf verlassen, dass es nicht den kompletten Nachmittag am Schreibtisch gefesselt ist. Zeigen Sie Ihrem Kind die Vorteile dieser Regelung auf (z. B. dass es immer ab 16 Uhr bis zum Schlafengehen Freizeit hat, wenn es dafür von 15 bis 16 Uhr zuverlässig seine Hausaufgaben erledigt).

Einige Eltern missbilligen diese Regelung. Sie möchten, dass ihr Kind die Hausaufgaben in jedem Fall sofort und lückenlos abarbeitet. Hier möchten wir ein Umdenken anregen. Wenn die vollständige Erledigung nicht im oben genannten Zeitrahmen möglich ist, dann hilft es, nach der Ursache forschen: Beißt sich Ihr Kind immer an einem bestimmten Fach fest, sodass viel Zeit verstreicht? Eventuell gibt es hier gravierende Wissenslücken, die Ihr Kind mit einem Nachhilfelehrer aufarbeiten kann – am besten in Form von individueller Einzelnachhilfe. Oder übersteigt die Menge an Hausaufgaben tatsächlich das Machbare? Dann sprechen Sie gezielt den Klassenlehrer oder Eltern von Mitschülern an und schildern Sie das Problem. Vielleicht geht es ja den anderen Kindern ganz ähnlich? Weitere Alternative: Hausaufgaben, die ein paar Tage Zeit haben, können über mehrere Tage „gestreckt“ werden, sodass nicht alles auf den letzten Drücker erledigt werden muss.

3. Das Kind darf sich Hilfe holen!
Der „Hausaufgaben-Vertrag“ sichert dem Kind außerdem zu, dass es Mama und/oder Papa jederzeit fragen darf, wenn es bei den Hausaufgaben nicht mehr weiter kommt. So fühlt sich das Kind bei schwierigen Aufgaben weniger allein gelassen. Sind die Eltern nicht zu Hause, darf das Kind anrufen und konkrete Fragen stellen. Geben Sie Ihrem Kind einen kleinen Tipp, wie es auf die richtige Lösung kommt. Ist die Aufgabe zu komplex, um sie telefonisch zu besprechen, dann ermuntern Sie Ihr Kind, erstmal mit einer anderen Aufgabe fortzufahren und schauen Sie sich diese Aufgabe zu einem anderen Zeitpunkt gemeinsam an. Großer Vorteil dabei: Anhand der Fragen merken Sie genau, an welcher Stelle Ihr Kind Wissenslücken aufweist. Alternativ kann auch hier ein Nachhilfelehrer eine große Stütze sein, der mit dem Kind ein oder zwei Mal pro Woche genau die Aufgabenstellungen durchgeht, bei denen es „hakt“.

4. Eltern dürfen die Ergebnisse anschauen
Wenn das Kind genau weiß, dass das Bearbeitete am Abend von den Eltern kontrolliert wird, ist die Wahrscheinlichkeit der rechtzeitigen Fertigstellung viel höher. Dieses gemeinsame Anschauen der erledigten Hausaufgaben sollte ebenfalls im „Hausaufgaben-Vertrag“ geregelt sein. Einige Kinder reagieren angesichts der „Zwangskontrolle“ trotzig. Eltern hören dann Sprüche wie: „Lass mich doch einfach machen! Die Lehrerin hat gesagt, ich darf Fehler machen“, oder „Du würdest das ja auch blöd finden, wenn ich dich jeden Tag verbessern würde!“. Erklären Sie Ihrem Kind dann, dass dieses Anschauen der erledigten Hausaufgaben Teil des „Vertrags“ ist – dafür Ihr Kind aber auch eine Belohnung erhält.

5. Die Belohnung
Jedes Kind hat Herzenswünsche. Manche sind unangemessen, andere jedoch durchaus umsetzbar. Bittet Ihr Kind schon lange darum, eine bestimmte Kinderserie sehen zu dürfen? Dann belohnen Sie Ihr Kind mit einer Folge im Anschluss an die Hausaufgabenkontrolle. Oder will Ihr Kind unbedingt Übernachtungsbesuch einladen? Dann geben Sie sich einen Ruck und gönnen Sie Ihrem Kind den Spaß – auch wenn es für Sie extra Arbeit bedeutet. Zeigen Sie Ihrem Kind so, dass der „Hausaufgaben- Vertrag“ wirklich ein Geben und Nehmen ist und für beide Seiten Vorteile bietet.

Bildquelle: dmitrimaruta / Adobe Stock

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